Mal wieder hat mit der liebe Lutz einen Titel vorgegeben. Mal wieder ist eine bescheuerte Geschichte dabei rausgekommen. Wie immer bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich immer an die korrekte Zeitform gehalten habe. Mir gefällt sie dennoch.

Silvia spürt regelrecht, wie sich kleine rote Flecke in ihrem Gesicht bilden. Die Wärme, die sich auf ihren Wangen ausbreitet, das leichte Jucken an ihren Ohren und nicht zuletzt ihr krampfhafter Biss sind untrügliche Zeichen dafür, dass es mal wieder soweit ist. Und an all dem ist niemand Geringeres Schuld als ihre Kollegin Monika, die wie jeden gottverdammten Montagmorgen mit einem breiten Grinsen in der Visage, laut „GUTEN MORGEN!“ schreiend, das gemeinsame Büro betritt.
„Ah, ist das ein herrlicher Morgen. So ein tolles Wetter. Und diese klare Luft. Herrlich!“, sagt Monika und Silvia fragt sich, wie jedes Mal, ob sie mit dem Stuhl, ihrem Computer oder der Wand spricht. Jedenfalls nicht mit ihr. Silvie hängt die permanente Glückseligkeit ihrer Kollegin schon lange mächtig zum Hals raus.
„Nun, wir haben ja Gott sei Dank eine Garage. Du musstest ja bestimmt heute Morgen schon kratzen, nicht wahr?“
Die ganze verdammte letzte Woche, aber das müsste sie Monika aus dem Lummerland bestimmt nicht auf die Nase binden.
„Ich war eben noch beim Bäcker und habe uns ein paar Croissants besorgt. Die können wir nachher verputzen, wenn wir die Übergabe machen“, sagt Monika und Silvia findet es langsam, aber sicher merkwürdig, dass ihre Zornesflecken noch gänzlich unentdeckt geblieben sind. Jetzt treten auch noch ihre Adern hervor. Sie kommt sich vor, wie der alte Schnellkochtopf ihrer Großmutter, der einmal beim Marmeladeeinkochen geplatzt war. Das war die größte und zugleich leckerste Sauerei ihres damals noch jungen Lebens gewesen. War es nicht oft so, dass schreckliche Situationen auch etwas Schönes hatten? Es bleibt weiterhin abzuwarten, welche guten Seiten die Zusammenarbeit mit Monika hat.
„Wie wäre es, wenn ich dir gleich alles zeige, dann kann ich dir auch gleich von unserem tollen Urlaub erzählen. Ich freue mich ja schon so sehr.“
Mal davon abgesehen, dass Silvia all die Hochglanzwerbebilder von Monikas Südseehotel bestimmt schon dreimal gesehen hat, war es da wieder. Dieses eine Wort. All diese „uns“ und „wir“ und „gemeinsam“. Dann soll sie sich doch mit ihrem Schatzilein auf irgendeinem Südseestrand verbuddeln und an dem verdammten Sand ersticken. Viel Sand würde sie bei ihrer Bikinifigur ja ohnehin nicht benötigen.
„Es wird bestimmt so wahnsinnig schön.“
Silvia, die soeben beschlossen hat, dass es jetzt endlich reicht, nimmt einen der Croissants. Natürlich sind es mal wieder die Ökovollkorndinger, die kein Mensch isst, außer dieser immerfröhliche Hungerhaken und sein Schatzilein. Silvia isst ihn trotzdem.
Dann zieht sie Monika in den Papierkorb, rechtsklickt ihn und wählt „Papierkorb leeren“. Wie von Geisterhand verschwindet die Zornesröte aus ihrem Gesicht und ihre Adern schwellen ab.
Die Tür geht auf und ihr Chef kommt reingestürmt.
„Wo ist denn Frau Zabel?“
„In der Südsee. Mit ihrem Schatzilein.“

Ende