Manchmal werde ich gefragt, wie ich auf diese ohne jene Idee gekommen bin. Meistens lautet die Antwort, dass einem die Ideen einfach so zu fliegen und sie mit der Zeit immer mehr Gestalt annehmen. Auf einer Lesung habe ich einmal das folgende Bild gebraucht: „Ideen sind klebrig. Mit der Zeit bleiben immer mehr Ideen an der ersten kleben.“
Ich habe mir überlegt, mal die Entstehungsgeschichte einer Idee etwas genauer zu beschreiben:
Nehmen wir mal an, Sie hätten mein neuestes Buch „Wieso Gras wächst“ gelesen. Und nehmen wir weiter an, Sie fragten mich, wie denn die Idee mit der sprechenden Gipsbüste in Rickenbackers Träumen entstanden sei. (Das Nachwort liefert auf diese Frage bereits eine Antwort. Hier gibt es jetzt die Langfassung.)
Alles fing damit an, dass ich die Geschichte entwarf. Wie immer startete ich mit einer grundlegenden Idee für mein Buch, baute sie aus und so weiter und so fort. Ich schrieb also in einer wunderschönen Excel-Tabelle Kapitel für Kapitel den Handlungsverlauf auf.
Parallel dazu lag mein letztes Buch „Entwurzelt“ bei meiner Lektorin und kam mit der Anmerkung zurück: „Wenn das ein Krimi sein soll, muss der Mord im ersten Viertel passieren!“ Ein äußerst ungünstiger Hinweis, sollte der Mord in „Wieso Gras wächst“ doch auch erst nach der Hälfte des Buches geschehen. Mein Cousin Lutz schlug daher vor, den Protagonist Francis Rickenbacker von einem Mord träumen zu lassen. Also notierte ich mir in meinem Notizbuch eine Traumsequenz. Ursprünglich sollte dies die einzige Traumsequenz sein, doch dann geschah etwas wunderbares: Auf einer Show für Videogames wurde ein erster Teasertrailer für das Videospiel „Alan Wake 2“ gezeigt. Ich hätte davon nichts mitbekommen, wenn nicht mein Instagramfeed überflutet gewesen wäre – Glück gehabt. In den folgenden Tagen sah ich mir den ca. 1 minütigen Clip gefühlt tausend mal an. Ich kann ihn heute noch auswendig.
Als ich dann anfing, das Manuskript zu schreiben, kam mir die Idee, in der Traumsequenz eine Gipsbüste die Zeilen aus dem Trailer aufsagen zu lassen.
Parallel zum Schreibprozess las ich „Herzfaden“ von Thomas Hettche, ein wundervolles Buch über die Augsburger Puppenkiste. Irgendwann schwappte dann die Vorstellung einer Marionette in Rickenbackers Alpträume hinein. Und so wurde … Ich schreibe lieber nicht weiter, da ich sonst Teile meines Romas spoilern würde. Lesen Sie ihn am besten selbst und kritisieren Sie mich für den ganzen Mumpitz. Wer weiß, vielleicht landet ja die ein oder andere Kritik in meinem nächsten Roman.
Mein neues Buch gibt es übrigens hier oder hier. Am sichersten ist es, wenn man direkt in die Buchhandlung geht, jeden volllabert, er oder sie müsse unbedingt dieses neue Buch von diesem aufstrebenden, nicht mehr ganz so jungen Autor kaufen.
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