„Jetzt reichts, das Maß ist voll!“, denkt Jonas. Er knallt seinen Füller so geräuschvoll auf den Tisch, dass Herr Geier, der vorne an der Tafel den Satz des Pythagoras erläutert, mitten in der Beweisführung innehält und völlig verdutzt in Jonas’ Richtung sieht.
„Wie bitte?“, fragt Herr Geier, nachdem er sich wieder gefangen hat.   
„Ich sagte: Es reicht!“, antwortet Jonas bestimmt. „Ich sehe es nicht weiter ein, diesen Scheiß zu lernen. Diesen Satz des Prythagonas braucht nachher sowieso kein Schwein.“  
Herr Geier räuspert sich zunächst, bevor er erwidert: „Richtig heißt es: ‚Satz des Pythagoras‘. Und natürlich brauchst du den später in deinem Leben noch.“       
„Einen Scheiß brauch ich den. Ich will Influencer auf YouTube oder Twitch werden“, ruft Jonas, „da muss man so einen Quatsch nicht wissen.“
Er schleudert sein Mathebuch auf den Boden und packt sein Mäppchen ein. Dann steht er auf und ruft seinen erstaunt dreinblickenden Klassenkameraden zu: „Ich geh jetzt nachhause und mach Headshot-Training. Am Wochenende hab‘ ich wieder einen Streamingmarathon.“
Seine Mitschüler jubeln ihm zu. Einige werfen ebenfalls ihre Mathebücher auf den Boden.        
Plötzlich steht Johanna auf. Zunächst streicht sie noch zögerlich ihre Haare aus dem Gesicht, dann sagt sie laut und deutlich: „Ich gehe auch. Ich werde ab jetzt jeden Tag für das Klima streiken. Nur Fridays for Future reicht eben nicht aus. Wir müssen jeden Tag auf die Straße gehen, sonst checken die da oben gar nix mehr.“       
Jubelrufe aus dem Publikum. Herr Geier hat mittlerweile deutliche Schweißflecke unter den Armen. Die Situation ist ihm irgendwie entglitten.           
„Aber ihr könnt doch nicht einfach so der Schule fernbleiben“, stammelt er.     
Doch, sie könnten. Jonas, einige weitere aufstrebende YouTube-Stars und Johanna schultern ihre Taschen und verlassen – gefeiert wie eine siegreiche Fußballmannschaft – das Klassenzimmer. Paul ist sogar so dreist, sich im Treppenhaus eine Zigarette anzustecken.      
„Dem haben wir es gegeben!“, krakelt er, als sie draußen sind, und holt sein Smartphone raus. Das Display bleibt schwarz.             
„Verdammt, mein Akku ist tot“, flucht er.           
Doch er ist nicht der einzige, dessen Smartphone seine Dienste verweigert. Auch bei den anderen bleibt das Display schwarz.             
„Ist auch egal“, sagt Johanna und fährt fort: „Die Dinger zerstören eh nur den Planeten.“

Was die Gruppe der tapferen Revoluzzer nicht weiß, ist, dass Herr Geier, nachdem die Menschheit die Sache mit dem Klima in den Sand gesetzt hatte, eine Maschine erfand, mit der er rückwirkend alle Technischen Erfindungen unbrauchbar machte, die nur dank der Mathematik funktionierten. Alle, einschließlich seiner Erfindung.

Ende