David schreibt

Have a break, write a book

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Der Tag, an dem Oskar seine Frau erschoss – Kapitel 3 – Gloria

Liebe Leserin, lieber Leser,
lange Zeit war es still auf dieser Webseite. Da aber nun aber bald – vielleicht sogar noch dieses Jahr – mein neues Buch erscheint, dachte ich mir, ich veröffentliche mal wieder etwas.
Ein guter Freund meinerseits – Mr Francis Rickenbacker – erlebte letztens eine schöne Feier. Von dieser Feier handelt die nun folgende Geschichte. Jede Woche gibt’s ein neues Kapitel. Los geht’s…

Unten war mittlerweile ziemlich was los. Die meisten Gäste kannte ich nicht – viele waren offensichtlich Freunde von Henrietta oder Bekannte und Verwandte aus einem anderen Familienzweig. Ich sah Tom, Annabelle, Simone und noch eine ältere Frau. Das musste Juliette sein, die Mitbewohnerin meiner Tante.
Gloria trug ihr rotes Kleid – es war eher weinrot – und Schuhe mit hohen Absätzen, was sie eigentlich nicht mochte. Wir sahen uns nach etwas zu trinken um. Ich erblickte die Bar und ging zielstrebig auf den jungen Mann zu, der die Gäste bediente. Ich erkannte in ihm Magnus wieder, mit dem Gloria sich bei meiner Ankunft unterhalten hatte.
„Guten Abend Herr Wolter, was darf ich Ihnen anbieten?“, fragte er, als ich den Tresen erreicht hatte.
„Zweimal Weißwein“, antwortete ich.
Eigentlich trank ich viel lieber Rotwein, doch Gloria bevorzugte weißen und so beugte ich mich der Mehrheit – also der Machtinhaberin. Man könnte sagen, dass ich aus Liebe zu meiner Frau versuchte, Weißwein etwas Positives abzugewinnen.
„Ich hätte hier einen wunderbaren Sauvignon Blanc.“
„Immer her damit.“
Während Magnus den Wein einschenkte, lehnte ich mich an den Tresen und sah mich im Raum um. Auf den Tischen standen jetzt Wasserflaschen und Brotkörbe. Etwas abseits von allem stand ein Klavier – eines von den großen Dingern, die man, so denke ich jedenfalls, Flügel nennt. Direkt neben dem Klavier stand eine Musikanlage. Henrietta schien aus unerfindlichen Gründen davon auszugehen, dass irgendjemand Musik hören wollte – oder schlimmer noch: Tanzen würde.
Gleich neben mir an der Bar stand ein älterer Herr. Wobei ich durch einen zweiten Blick feststellte, dass er gar nicht viel älter war als ich. Er war einfach nur viel älter gekleidet.
„Hier bitte sehr“, sagte Magnus, riss mich aus meinen Betrachtungen der Umgebung und reichte mir die bestellten Gläser.
„Danke“, sagte ich nur und nahm die Gläser an mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich ein Trinkgeld geben sollte. Da es ein langer Abend werden würde, entschied ich mich dazu, noch etwas zu warten, ehe ich die Spendierhosen anziehen würde.
Ich ging zurück zu Gloria und reichte ihr die beiden Gläser. Sie hatte sich mit einer Frau unterhalten, unterbrach ihr Gespräch aber sofort, sobald ich neben ihr stand.
„Danke, Schatz“, sagte sie und nippte an ihrem Wein.
„Der ist gut, oder?“, fragte ich.
„Sehr gut“, entgegnete sie.
„Wollen wir uns setzen?“
„Gleich, Oskar. Ich suche Tom. Hast du ihn gesehen?“
„Vorhin stand er noch dort neben dem Klavier.“
„Das ist ein Flügel“, verbesserte sie mich.
„Kann schon sein. Jedenfalls habe ich ihn dort gesehen.“
„Ich gehe ihn mal suchen.“
„Was willst du denn von ihm?“
„Such schon mal einen Platz aus. Ich bin gleich wieder da.“
Sie ließ mich stehen. Also suchte ich einen Platz – etwas abseits, aber nicht so weit weg vom Schuss – und stellte mein Glas ab. Ich hängte mein Jackett über die Stuhllehne – das Strandtuch einer jeden Feier – und ging zurück zur Bar.
„Hallo nochmal. Hätten Sie vielleicht auch einen schönen, schweren Rotwein?“, fragte ich Magnus.
„Ich hätte hier einen trockenen Lagrein.“
„Sehr gut. Davon bitte ein halbes Glas.“
„Wieso erklären Sie Ihrer Frau nicht einfach, dass Sie etwas anderes trinken wollen als sie?“, fragte der Mann in den altmodischen Klamotten neben mir.
„Wie?“, fragte ich eloquent zurück.
„Na, Sie können Ihrer Gattin doch einfach sagen, dass Sie lieber roten trinken und Ihre Frau trinkt ihren weißen. Was ist so schwer daran?“
„Nun, das ginge vermutlich“, sagte ich und wandte mich wieder an Magnus.
„Gießen Sie das Glas ruhig voll.“
Magnus tat wie ich ihn hieß. Ich nahm das Glas an mich und wandte mich wieder zur Seite, um mich dem Mann vorzustellen. Doch er hatte sich bereits davon gemacht. Ich sah ihn, wie er sich mit Annabelle unterhielt. Vielleicht ergab sich ja im Laufe des Abends noch die Möglichkeit, seine Bekanntschaft zu machen.
Ich ging zurück zu meinem Platz. Kaum dass ich saß, kam auch schon Gloria und setzte sich neben mich. Sie hatte ihr Glas bereits ausgetrunken.
„Einen guten Platz hast du ausgesucht“, sagte sie und griff nach meinem Weißweinglas.
„Nicht zu nah dran, aber auch nicht in der hintersten Ecke“, murmelte ich.
„Du trinkst Rotwein?“
„Ja. Ich hatte gerade mal Lust auf einen roten. Außerdem gibt es keinen Grund, weshalb wir nicht zwei verschiedene Weine trinken können.“
Sie trank einen weiteren Schluck, ohne auf meine Argumentation einzugehen.
„Hast du Tom gefunden?“
„Ja.“
„Was wolltest du denn vom ihm?“
„Och, nichts. Ich wollte ihm nur etwas geben.“
„Aha.“
Wir nippten an unseren Gläsern.
„Hast du schon mit Tante Henrietta gesprochen?“, frage ich.
„Noch nicht. Das können wir nachher zusammen machen.“
„Du hast doch den Umschlag, oder?“
„In meiner Handtasche.“
Tante Henrietta hatte darauf bestanden, keine Geschenke zu ihrem Geburtstag zu erhalten. Das letzte Hemd habe keine Taschen und sie müsse eher zusehen, wie sie all ihren Besitz loswerde, anstatt neuen anzuhäufen. Also hatte sie eine Spendenbox für Kinder in Not aufgestellt und darum gebeten, eifrig zu geben. Eine Heilige. Aber wahrscheinlich war sie tatsächlich in einem Alter, in dem es angebracht war, sich um sein Seelenheil zu kümmern.
„Weißt du, wer der Mann neben Annabelle ist?“, fragte ich.
Gloria sah sich kurz im Saal um, ehe sie Annabelle erblickte.
„Der Herr in dem schicken Anzug? Den habe ich noch nie gesehen. Interessant sieht er aus.“
„Ich glaube, ich hole mir noch ein Glas“, sagte ich und stand auf.
„Bringst du mir auch noch eins mit?“
Ich sah sie erstaunt an. Drei Gläser in so kurzer Zeit?
„Für nachher, zum Essen“, sagte sie.
Irgendwie war es ihr gelungen, meine Gedanken zu lesen.
Ich ging zurück zu Magnus und gab meine Bestellung auf.
„Weißt du, wer der Herr ist, der eben hier gestanden hat?“, frage ich Magnus.
„Der mit der Weste?“, fragte er zurück.
„Genau.“
„Nie gesehen. Aber ich kenne hier außer Tom und Henrietta niemanden.“
„Aber müssen Barkeeper nicht immer ihre Kunden in ein Gespräch verwickeln? Sie wissen schon: Wie im Krimi.“
Magnus lachte.
„Das kann schon sein. Doch eigentlich bin ich gar kein Barkeeper. Ich mache das nur, weil der richtige Barkeeper die Grippe hat.“
„Auf jeden Fall machen Sie Ihre Sache gut“, sagte ich und beschloss, dass es Zeit für ein erstes Trinkgeld war. Ich griff in meine Hosentasche und zog einen Zwanziger hervor.
„Hier, für Sie.“
„Danke, aber das kann ich nicht annehmen.“
„Wenn Sie es nicht annehmen, sage ich es meiner Frau. Und die kann sehr überzeugend sein.“
„Das habe ich bereits gehört“, sagte Magnus.
Ich lachte.
„Sie meinen die Sache mit dem Wein? Nun, eigentlich hat sie nie irgendwas gesagt. Ich habe mich eher aus vorauseilendem Gehorsam gebeugt.“
Jetzt war es an Magnus zu lachen.
„Geben Sie her“, sagte er und nahm den Geldschein.
„Bevor ich es mit ihrer Frau zu tun bekommen, nehme ich lieber Ihr Trinkgeld an.“
Ich lachte ebenfalls, nahm die Weingläser und ging damit zurück zu Gloria. Sie knabberte an einem Stück Brot und blickte nachdenklich ins Nirgendwo.
„Hier Schatz“, sagte ich und stellte den Wein vor ihr auf den Tisch.
Gloria zuckte zusammen.
„Danke“, sagte sie etwas übereilt.
„Es hat etwas länger gedauert. Ich habe mich noch mit diesem Magnus unterhalten. Du weißt schon: Der Mann, mit dem du heute auf der Terrasse gestanden hast.“
„Ah, Herr Holgersson. Das ist ein ganz netter“, sagte sie. „Er ist ein Freund von Tom.“
„Richtig. Wo ist der überhaupt?“
„Wer?“, fragte Gloria.
„Tom. Ich sehe ihn nirgendwo.“
„Ach der. Der war vorhin noch draußen im Durchgang.“
„Was wolltest du eigentlich von ihm?“
„Nichts wichtiges.“
Mittlerweile merkte sogar ich, dass Gloria mir auswich.
„Hast du Sophia gesehen?“, fragte sie.
„Nein.“
„Vielleicht guckst du mal nach ihr. Sie sah ja wirklich nicht gut aus.“
„Das hat sich erledigt“, sagte ich und winkte Sophia zu, die in diesem Moment den Saal betrat.

Der Tag, an dem Oskar seine Frau erschoss – Kapitel 2 – Sophia

Liebe Leserin, lieber Leser,
lange Zeit war es still auf dieser Webseite. Da aber nun aber bald – vielleicht sogar noch dieses Jahr – mein neues Buch erscheint, dachte ich mir, ich veröffentliche mal wieder etwas.
Ein guter Freund meinerseits – Mr Francis Rickenbacker – erlebte letztens eine schöne Feier. Von dieser Feier handelt die nun folgende Geschichte. Jede Woche gibt’s ein neues Kapitel. Los geht’s…

Sophia war schon immer eine Idealistin. Und genau das wurde ihr an diesem Tag zum Problem. Sie ist meine Cousine – meine Tante Cornelia war ihre Mutter – und wir kennen uns schon seit unserer Kindheit. Sophias Idealismus zeichnete sich bereits im Kindergarten ab, wenn sie die Bauklötze gerecht auf alle Kinder aufteilte oder allen solange untersagte, Bilder auszumalen, bis nicht auch der kleine Timo ein paar Buntstifte bekam. Dass Timo in Wahrheit viel lieber mit den Kuscheltieren spielen wollte, interessierte niemanden.
Im Alter von zehn Jahren verkündete Sophia, sie sei nun Vegetarierin. Keine zwei Jahre später konvertierte sie zum Veganismus – alles der Umwelt zur liebe, und weil sie es nicht ertrug, dass ihretwegen Lebewesen auf die grausamste Art ausgebeutet wurden. Wieso musste sie mir diesen Vortrag ausgerechnet halten, als ich gerade genüsslich ein Steak in mich hineinschaufelte?
Wie dem auch sei. Sophia besaß aus diesem Grunde auch kein Auto und mied Taxen, wo es nur ging, da sie es nicht aushielt, dass ein Fahrzeug nur ihretwegen giftige Abgase in die Umwelt pustete. Also fuhr sie Bahn, Bus und Rad oder ging schlicht alles zu Fuß. In Berlin konnte sie sich das erlauben, doch wenn größere Strecken zurückzulegen waren, kam sie ganz schön in die Bredouille. Und wieso musste Tante Henrietta ihren Geburtstag auch am Arsch der Welt feiern?
Sophia fuhr also mit dem Bus von Berlin raus aufs Land. Ihr Gepäck bestand aus einem fair gehandelten, biologisch abbaubaren Koffer, der aussah, als fiele er jeden Moment zusammen. Wenigstens könnte man ihn dann direkt an Ort und Stelle liegen lassen – denn ich bin mir sicher, dass Sophias Kleidung ebenfalls biologisch abbaubar ist.
Sophia rief mich von unterwegs aus an.
„Hallo Lieblingscousin“, sagte sie.
„Hallo Lieblingscousine“, erwiderte ich, was ein wenig unsinnig ist, da Sophia meine einzige Cousine ist.
„Kannst du mich in einer Viertelstunde an der Bushaltestelle abholen?“
„Hältst du es denn aus, dass ich extra für dich mit dem Auto fahre?“
„Es ist ja auch für Tante Henrietta“, sagte sie.
„Dann ist es wohl in Ordnung. Ich mache mich sofort auf den Weg. Sag mir nur noch, wo genau ich dich abholen soll.“
Sophia nannte die Haltestelle und ich machte mich auf den Weg.
Die Fahrt dauerte keine fünf Minuten, so dass mir noch Zeit blieb, eine Zigarette zu rauchen, bevor Sophia mir Vorwürfe machen konnte, ich zerstöre nicht nur mein Leben, sondern auch die Umwelt und vor allem die Natur in Südamerika.
Nach der Zigarette lutschte ich ein Pfefferminzbonbon, um den Geruch des Rauches zu überspielen. Ich kam mir ein bisschen vor wie damals in der fünften Klasse, als ich mit dem Rauchen angefangen hatte.
Das Bonbon hatte sich soeben in seine zuckrigen Bestandteile aufgelöst, da kam auch schon der Bus. Sophia war der einzige Fahrgast. Wir begrüßten uns herzlich und ich lud ihren Koffer in mein Auto. Als ich den Motor startete, schaltete Sophia die Klimaanlage aus und öffnete stattdessen das Fenster.
„Wenn du maximal 80 Stundenkilometer fährst, ist es besser, wenn du das Fenster offen hast. Außerdem produzierst du nicht so viel Kohlendioxid, wenn du langsamer fährst.“
„Aber ich bekomme einen steifen Hals“, sagte ich, schloss die Fenster wieder und schaltete die Klimaanlage an.
„Typisch Mann“, sagte Sophia und verdrehte die Augen.
„Wie geht es dir?“, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
„Gut.“
Ich schielte auf den Beifahrersitz. Sophia war noch dünner geworden und sah schrecklich aus. Dass es ihr gut ging, konnte sie einem Deppen erzählen, der zu blöd wäre, aus einem Boot ins Meer zu pinkeln. Ich entschloss mich, nicht auf ihren Gesundheitszustand einzugehen.
„Was macht die Arbeit?“
„Die läuft super!“
Lüge Nummer zwo.
„Wenn alles klappt, kriege ich für mein nächstes Projekt eine Förderung vom Land. Vielleicht sogar eine vom Staat. Es wird super.“
„Was machst du zur Zeit?“
„Eine WiSim für Mobile“, sagte Sophia, als verstünde irgendjemand, was sie meinte.
„Ach so“, entgegnete ich nur. „Und worum geht es?“
„Ich entwickle eine Wirtschaftssimulation, bei der es darauf ankommt, den Planeten durch kluge Entscheidungen zu retten und auf der Welt eine gerechte und soziale Umverteilung der Ressourcen zu erreichen.“
„Okay.“
Sophia entwickelte Videospiele. Neben ihrem Idealismus in allen Dingen waren Computerspiele schon immer ihre Leidenschaft gewesen. Als ich sie einmal darauf hingewiesen hatte, dass man für die Herstellung von Computern auf Rohstoffe zurückgriff, die in ärmeren Ländern gewonnen wurden, warf sie mir Schlicht „Whataboutism“ vor. Ich musste das Wort erst einmal nachschlagen. Nachdem ich festgestellt hatte, dass es sich nur um eine bloße Rechtfertigungsausrede handelte, die gerne benutzt wurde von Leuten, die unethisch handelten, dachte ich mir, dass es die Luft zum Atmen nicht Wert sei, mich auf eine Diskussion mit Sophia einzulassen.
Aber ich schweife ab. Sophia bastelt also Computerspiele. Und sie erhält Fördergelder. Und aus unerfindlichen Gründen verliert sie permanent an Gewicht.
„Wie geht es Gloria?“, fragte Sophia.
„Gut. Sie sprüht vor Energie. Sie handelt immer noch mit irgendwelchen Dingen im Internet. Frag lieber nicht.“
„Und deine Tankstelle läuft gut?“
„Sehr gut sogar.“
Auf einer Skala der Verachtung von eins bis zehn erhalte ich von Sophia für meine Investition in eine Tankstelle mindestens eine neun. Aber sie arbeitet an sich und hat sich mittlerweile ganz gut im Griff.
„So, da wären wir“, sagte ich, als ich den Golf zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Parkplatz vor dem Schloss lenkte.
Sophia stieg aus und hatte sich, ehe ich ihr meine Hilfe anbieten konnte, schon ihren Koffer geschnappt.
„Danke fürs Abholen. Bis nachher“, sagte sie und verschwand nach drinnen.
Ich blieb noch neben dem Auto stehen und rauchte eine zweite Zigarette.
Was war nur los mit Sophia? Ich vermutete nicht, dass sie krank war. Sie hatte eher abgemagert gewirkt – fast so, als habe sie in letzter Zeit nichts gegessen. Dabei liebte sie es, zu essen. Schon als Kind hatte sie immer Unmengen verschlungen. Anfangs noch Wurst und Käse und Fleisch, später dann Salat und Salat und Salat. Aber sie hatte noch nie so ausgezehrt gewirkt. Vermutlich hatte sie einfach Stress auf der Arbeit und dabei das Essen vergessen. Ich würde sie am Abend im Auge behalten.
Gloria kam aus dem Schloss.
„Oskar, da steckst du. Ich habe dich überall gesucht.“
„Ich habe Sophia vom Bus abgeholt.“
„Das dachte ich mir schon. Aber jetzt komm rein. Du musst dich doch noch umziehen.“
Ich sah auf die Uhr. Es war mittlerweile kurz vor fünf. In einer Stunde sollte der ganze Zinnober losgehen. Ich warf meine Zigarette auf den Boden und zertrat sie mit dem Absatz. Dann ging ich mit Gloria nach drinnen.
„Was guckst du denn so nachdenklich?“, fragte sie.
„Es ist nichts. Nur Sophia macht mir ein wenig Sorgen.“
„Wieso?“
„Sie wirkt so gestresst.“
„Sie ist eine selbstständige Frau und groß genug, selbst auf sich aufzupassen.“
„Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden.“
„Tu, was du nicht lassen kannst. Aber untersteh dich, Witze über ihren Lebensstil zu machen.“
„Ich doch nicht“, sagte ich lachend.
Wir hatten unser Zimmer erreicht.
„Jetzt zieh dich schnell um und dann ab nach unten“, wies Gloria mich an.
„Ich dusche vorher nochmal.“
„Schon wieder?“
„Ich will eben glänzen für meine Tante.“
„Dann beeil dich.“
Ich ging ins Bad und duschte. Als ich wieder ins Schlafzimmer kam, hatte Gloria bereits ihr Kleid angezogen. Sie sah einfach nur wundervoll aus. Ich würde neben ihr wie ein billiger Abklatsch von einem gut gekleideten Mann wirken. Trotzdem schlüpfte ich in meinen Anzug, band mir die Krawatte um und besah mich dann im Spiegel. Sah ich gestresst aus? Höchstens ein bisschen.

Der Tag, an dem Oskar seine Frau erschoss – Kapitel 1 – Oskar

Liebe Leserin, lieber Leser,
lange Zeit war es still auf dieser Webseite. Da aber nun aber bald – vielleicht sogar noch dieses Jahr – mein neues Buch erscheint, dachte ich mir, ich veröffentliche mal wieder etwas.
Ein guter Freund meinerseits – Mr Francis Rickenbacker – erlebte letztens eine schöne Feier. Von dieser Feier handelt die nun folgende Geschichte. Jede Woche gibt’s ein neues Kapitel. Los geht’s…

Der Tag, an dem ich meine Frau umbringen würde, kam daher wie ein ganz gewöhnlicher Dienstag – dabei war doch Freitag. Ich stand wie jeden Morgen früh auf, machte für mich und Gloria das Frühstück und ging dann ins Bad, um mich zu waschen. Als ich wieder ins Schlafzimmer trat, um Gloria zu wecken, war sie bereits die Koffer am Packen.
„Nimmst du nun den braunen oder den blauen Anzug mit?“, fragte sie.
Sie hatte immer noch ihren Pyjama an und sah hinreißend darin aus.
„Was wirst du tragen?“, fragte ich zurück.
„Das rote Kleid. Das, was ich mir letzten Sommer gekauft habe.“
Sie deutete auf ihr Kleid, das – eingepackt in eine Plastikhülle – am Kleiderschrank hing.
„Na dann passt ja wohl eher der blaue Anzug“, meinte ich.
„Ich pack dir den braunen ein“, sagte sie und hängte den blauen Anzug wieder in den Kleiderschrank.
„Ich habe Frühstück gemacht. Wenn du dich beeilst, können wir noch zusammen essen.“
„Musst du denn heute noch unbedingt arbeiten?“, fragte sie.
„Es geht nicht anders. Die Trottel da oben haben mal wieder irgend so ein Paket beschlossen, was dazu geführt hat, dass der Ölpreis in den Keller gefallen ist. An der Tanke wird heute die Hölle los sein. Das kann und werde ich Susi nicht allein zumuten. Aber ich verspreche dir, dass ich rechtzeitig zu Henriettas Feier erscheinen werde.“
Ihre Frage hatte natürlich auch beinhaltet, wieso ich denn überhaupt arbeiten musste. Sie machte doch auch nur das Nötigste mit ihrem Blumenversandhandel oder was auch immer sie da für eine Sache im Internet am Laufen hatte.
„Denk bitte daran, dass du im Schloss noch duschen musst. So zerknittert kommst du mir nicht in deinen Anzug.“
„Das habe ich auf der Uhr.“
Ich sah auf meine Uhr und stellte erschrocken fest, dass ich in einer halben Stunde auf der Arbeit sein musste. Somit fiel unser gemeinsames Frühstück wohl ins Wasser.
„Ich geh dann mal. Wir sehen uns heute Abend.“
„Du machst mich fertig, Oskar.“
Ich gab Gloria einen Kuss auf die Wange und eilte in die Küche, wo ich ein Brötchen und eine Tasse Kaffee verschlang. Dann fuhr ich mit dem Auto zur Tankstelle.
Die Tanke habe ich seit etwas über einem Jahr gepachtet. Ich war schon immer in Autos vernarrt – als Kind wollte ich immer Rennfahrer werden – und als ich dann vor zwei Jahren sechs Richtige im Lotto hatte, hängte ich kurzerhand meinen Job an den Nagel und pachtete die kleine Tankstelle in einem Berliner Vorort.
Sie liegt direkt an einer Landstraße in einem kleinen Dorf in Brandenburg. Man könnte denken, dass sich hierher niemand verirrt, doch das Gegenteil ist der Fall. Bei uns tankt wirklich jeder und seine Mutter. Mit „uns“ meine ich übrigens Susi und mich. Susi ist … nun, wie drücke ich es diplomatisch aus? Susi ist speziell. So könnte man es nennen. Man könnte auch sagen, sie sei zurückgeblieben – was vermutlich auch stimmt – oder vielleicht sogar geistig behindert – was nur an schlechten Tagen stimmt. Ich mag sie und sie mag mich und sie macht einen wirklich guten Job.
Während ich der Landstraße hinaus ins Nirgendwo folgte, dachte ich an Tante Henriettas Geburtstagsfeier. Sie ist die letzte verbliebene Verwandte aus der Generation meiner Mutter. Ihr Mann, meine Eltern und meine drei Onkel sind bereits alle verstorben – was einem echt zu denken gibt, da Gloria und ich ebenfalls nicht mehr die Jüngsten sind. Henrietta hatte sie alle überlebt. Und an diesem Wochenende feierte sie ihren 90. Geburtstag. Dazu hatte sie alle in ein kleines Schloss draußen in Brandenburg eingeladen. Gloria hatte den Namen der Ortschaft bereits gestern in mein Navi eingegeben, so dass ich nachher nur noch auf „Navigation starten“ drücken musste. Was für eine Erleichterung diese moderne Technik doch für einen orientierungslosen Waschlappen wie mich darstellte.
Ich erreichte die Tankstelle und sah zu meinem Entsetzen, dass Susi hoch oben auf einer wackligen Leiter herumturnte und die Anzeigetafel aktualisierte. Meine Tankstelle ist nämlich noch nicht ganz auf dem neuesten Stand der Technik. Wahrscheinlich befindet sie sich noch nicht einmal auf dem Stand von vor fünfzig Jahren. Jeden Tag muss einer von uns – meistens ich – dreimal auf die Leiter steigen und die Preise für Benzin und Diesel anpassen.
Jetzt stand Susi auf der Leiter und winkte mir zu. Verdammt nochmal, mein Herz blieb fast stehen, als ich sie so freihändig in fünf Meter Höhe sah.
„Tach Chef!“, rief sie freudestrahlend.
Ich ließ meinen Wagen ausrollen und parkte ihn hinter der Tankstelle. Dann eilte ich nach vorn. Ich wollte wenigstens die Leiter festhalten. Vielleicht würde ich Susi auch noch zurechtweisen, wobei ich sie keines Falls anschreien durfte, denn dann würde sie sicher in Tränen ausbrechen und ich konnte heute keine emotionalen Ausbrüche verkraften.
Susi stieg die Leiter vorsichtig herunter. Dabei murmelte sie immer wieder „Runter ists schwerer als rauf.“ Als sie unten ankam, sah ich sie böse an, doch mein Blick entspannte sich sobald ich in ihr Gesicht sah. Sie strahlte so sehr, da konnte ich ihr nicht böse sein.
„Ich hab alle Preise eingestellt, Chef. Wollte erst auf Sie warten, weil ich Angst vor der Leiter hatte, aber dann habe ich mir gedacht, ich stell sie schon mal neu ein.“
„Das hast du gut gemacht“, sagte ich.
Ich klopfte ihr auf die Schulter.
„Ich mache uns jetzt erst einmal einen Kaffee und du gehst nach hinten und schaltest die Pumpe ein.“
„Mach ich, Chef!“
Susi ging nach hinten in die Garage und ich trat in den Verkaufsraum. Nachdem ich die Kaffeemaschine – einen Vollautomaten, auf den ich besonders stolz war – eingeschaltet hatte, spulte ich die Bänder der Überwachungskamera zurück – wie gesagt: Die Tankstelle hinkt der Gegenwart ein wenig hinterher.
„Die Pumpe läuft“, verkündete Susi, als sie in den Verkaufsraum trat.
„Das ist gut“, antwortete ich und reichte ihr eine Tasse Kaffee.
Ich trank einen Schluck und überlegte mir, wie ich es fertig bringen konnte, Susi zu erklären, dass ich am Wochenende nicht da sein würde.
„Ich muss dir noch was sagen“, versuchte ich es vorsichtig.
„Was denn?“, fragte sie nur.
„Ich bin an diesem Wochenende nicht da. Ich bin auf einer Feier.“
Susi hielt mitten in einem Schluck inne, bis sie plötzlich laut aufschrie.
„Aua, ich hab mir die Zunge verbrannt.“
Ich reagierte blitzschnell und reichte ihr eine Cola aus dem Regal.
„Hier, trink das.“
Susi riss mir die Dose förmlich aus der Hand und trank sie mit drei gierigen Schlucken aus.
„Geht’s?“, fragte ich.
Sie nickte.
„Hab mich nur ein kleines bisschen verbrannt, als du gesagt hast, ich wäre ganz allein hier am Wochenende.“
„Du bist nicht allein, Susi. Igor kommt und hilft dir.“
„Igor Nikulin?“
„Genau der.“
Diese Information schien sie zu beruhigen.
„Dann bin ich ja doch nicht allein.“
„Bist du nicht. Und jetzt trink deinen Kaffee aus und dann ab an die Arbeit. Die Zeitungen müssen noch eingeräumt werden.“
„Mach ich, Chef“, sagte Susi und trank ihren Kaffee aus – nicht ohne zwischen zwei Schlucken immer wieder zu pusten.
Ich stellte mich hinter die Kasse und fuhr den Rechner hoch – gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellte, denn schon bildete sich draußen seine Schlange an den drei Zapfsäulen. Die Leute wollten noch einmal Tanken vor dem Wochenende. Vor allem, wo der Sprit so günstig war, wie sonst nur dienstags, wo die Preise meist am niedrigsten waren.
Gerade kam ein Kunde zur Tür herein, dessen Bauch-Beine-Index ich als äußerst ungünstig einstufte. Sein Bauch war so dick und rund, dass er den Sitz seines Autos vermutlich bis ganz nach hinten fahren musste, um überhaupt hinter seinem Lenkrad Platz nehmen zu können. Gleichzeitig hatte er so kurze Beine, dass er den Sitz gar nicht bis nach ganz hinten schieben konnte, wenn er die Pedale noch erreichen wollte. Unwillkürlich musste ich an den kleinen Jungen aus dem Indiana Jones Film denken, der sich Holzklötze unter die Schuhe geschnallt hatte, mit denen er in die Pedale trat. Vermutlich hatte der dickbäuchige Kunde eine ähnliche Konstruktion – oder er konnte unglaublich gut seinen Bauch einziehen.

Das Navi leitete mich sicher ans Ziel. Das alte Schloss war umgeben von einer weitläufigen Wiese. Auf dem Vorplatz standen bereits die Autos der ersten Gäste. Ich stieg aus meinem Golf aus und eilte zur Vordertür. Gloria hatte mir eine Nachricht geschickt. Sie wartete auf der Terrasse auf mich. Also ging ich nach hinten durch den großen Saal, der bereits geschmückt war. Auf den Tischen lagen weiße Tischtücher und große Blumensträuße standen in schweren Vasen mittig auf den Tischen. Die Tür zur Terrasse stand offen, die Vorhänge wogten leicht im Wind.
Gloria unterhielt sich gerade mit einem jungen Mann, den ich nicht kannte.
„Ah, Oskar, da bist du ja.“
Gloria hatte mich entdeckt und winkte mich herbei.
„Darf ich vorstellen: Das ist mein Mann Oskar und das ist Herr Holgersson. Magnus Holgersson.“
„Guten Tag“, sagte der Mann ein wenig steif und reichte mir die Hand.
Sein Händedruck war fest, wie überhaupt seine ganze Körperhaltung.
„Oskar Wolter“, sagte ich recht überflüssig. „Angenehm.“
„Sie sind der Neffe von Henrietta, nehme ich an.“
„Ganz recht. Ich komme aus Berlin.“
Gloria unterbrach unseren Smalltalk.
„Schatz, du musst noch duschen und dich umziehen. Nachher könnt ihr euch unterhalten. Vielleicht geht ihr ja auch noch zusammen auf die Jagd.“
Ich verstand nicht, was sie meinte und das sah man mir wohl auch an.
„Ich bin Jäger“, sagte Holgersson zur Erklärung.
„Ach so“, sagte ich. „Davon müssen Sie mir nachher mehr erzählen, doch jetzt muss ich mich wirklich umziehen.“
„Hier sind die Schlüssel“, sagte Gloria und gab mir einen kleinen Schlüsselbund.
„Der große ist für den Durchgang, der kleine für unser Zimmer. Du musst die Treppe rauf und dann nach rechts.“
Ich betrachtete die Schlüssel. Der kleinere von beiden war ein vollkommen normaler Zimmerschlüssel, wenn auch ein recht altes Modell. Der große Schlüssel war interessant. Es handelte sich um einen Berliner Durchgangsschlüssel. Er hatte an beiden Enden einen Bart. So etwas hatte ich bestimmt seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen.
„Ich beeile mich“, versprach ich und ging nach oben.
Auf dem Zimmerschlüssel war die Zimmernummer eingraviert, so dass ich mich schnell zurecht fand. Unser Zimmer war groß, mit einer breiten Glasfront, der ich schon von der Tür aus ansah, dass nachts der Wind durch die alten Fensterscheiben pfeifen würde. Wieso nur konnten sich die Besitzer dieser alten Häuser nicht von den dünnen Fenstern trennen, die bestimmt seit Beginn des letzten Jahrhunderts nicht mehr ausgewechselt worden waren. Ansonsten war der Raum schick eingerichtet mit einem großen Bett und einem wuchtigen alten Holzschrank. Ich schloss die Tür hinter mir und öffnete den Schrank. Gloria hatte ihr Kleid und meinen Anzug aufgehängt. Für den Anzug war es jetzt jedoch noch zu früh. Den würde ich erst in ein paar Stunden anziehen. Gloria befürchtete immer, ich könnte meine frisch angezogenen Klamotten verschmutzen. Also nahm ich ein einfaches Hemd und eine schicke Hose aus dem Schrank und ging ins Bad. Als ich den Duschhahn aufdrehte, kam zunächst kein Wasser, bis plötzlich unter lautem Dröhnen heißes Wasser aus der Duschbrause schoss. Gute alte Technik aus der Preußenzeit.
Zehn Minuten später verließ ich geschniegelt und gestriegelt unser Zimmer und lief die Treppe nach unten. Gloria erwartete mich in der Halle.
„Oskar, wir sollen noch ein paar Stühle aus dem Lagerraum holen. Magnus ist schon vorgegangen.“
„Okay. Wo ist dieser Lagerraum?“
„Ich gehe vor.“
Gloria ging schnurgerade auf eine Tür zu, die zu einem kurzen Durchgang zu führen schien. Hier blieb sie stehen.
„Du musst aufschließen“, sagte sie.
Ich zog den Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. Als ich die Tür geöffnet hatte, schob ich den Schlüssel durch das Schloss und betrat den kurzen Flur. Gloria folgte mir und schaltete das Licht ein. Ich zog die Tür hinter ihr zur und schloss ab, ehe ich den Schlüssel wieder abzog.
„Umständliche Türen sind das“, sagte Gloria.
Ich fand diese Art von Tür eigentlich recht interessant. Und irgendwie erinnerte sie mich an meine Kindheit und die Besuche bei meiner Oma Hildegart.
Gloria ging zur zweiten Tür und streckte erwartungsvoll die Hand aus.
„Diesmal schließe ich auf“, sagte sie.
Ich gab ihr den Schlüssel. Wir traten hinaus ins Freie, wo uns bereits Magnus entgegen kam – in jeder Hand zwei Stühle.

Morgentod 2

Der liebe Lutz schenkte mir diese Geschichte:

Ruth saß an dem kleinen Schreibplatz in der Ecke ihrer Werkstatt und arbeitete an ihrem Roman. Sie war selbstständige KFZ-Meisterin, denn zur Schriftstellerin hatte das Zutrauen ihres Vaters nicht gereicht. Das meinte zumindest die Therapeutin. Also reparierte sie hauptberuflich anderer Leut’s Autos und schrieb in ihrer Freizeit Geschichten.

Es war Sonntagmorgen, ihr Mann war in der Kirche („Meinst du nicht, es täte dir auch gut, dich der Religion wieder ein klein bisschen mehr zu öffnen?“) und die Kinder sahen fern: Ruth hatte Zeit für sich und ihr Hobby. Gerade nahm sie ihren neuen Füller zur Hand, um eine Szene über die Mutter ihrer Hauptfigur zu schreiben, da hörte sie hinter sich eine sonore Stimme: „Wann lässt du endlich diese Kinkerlitzchen?“

Ruth war augenblicklich wieder das sechsjährige Mädchen, das sie nie mehr hatte sein wollen, trug ein nettes Kleidchen, Spängchen im Haar und rannte freudestrahlend auf ihn zu, den sie wie nichts auf der Welt anhimmelte.

Ruth war aber augenscheinlich eine erwachsene Frau, die ihrer Leidenschaft nachging, in der sie hoffte, das zu finden, was der Alltag ihr versagte.

Leider ist es so, dass das Wenigste im Leben sich logisch erklären lässt und vor allem ein Mord erscheint Außenstehenden oft als ein unverhältnismäßiger Ausweg aus einer mittelmäßig verzwickten Situation.

Ruth steckte ihrem Vater den Füller tief ins Auge, wie sie es einmal im Kino gesehen hatte, obwohl ein einfaches „Lass mich endlich in Ruhe“ wahrscheinlich genügt hätte.

Morgentod – 1

Ich startete unlängst ein kleines Spiel, bei dem ich Bekannte und Verwandte und solche, die es gerne werden möchten, bat, eine Geschichte (vom Umfang her nicht länger als 2000 Anschläge) zu schreiben. Die einzigen Vorgaben seien:
Titel: „Morgentod“
Protagonistin: Ruth, eine Automechanikerin
Handlung: Ein Mann stirbt

Hier ist nun meine Version der Geschichte. Etwaige Einsendungen veröffentliche ich gerne auf meiner Homepage:

Bei einem Automotor hätte Ruth gewusst, was zu gewesen wäre. Welches Ventil neu einzustellen wäre, welches Kabel sich gelockert haben könnte, welche Leitung leck sein könnte. Meistens half es auch schon, wenn man dem Metallklotz einfach eins mit dem 19er-Schlüssel überzog. Ruth stellte sich die Motoren der alten Karren, die sie in Waldemars Werkstatt reparierte, manchmal als alte, dickbäuchige Kerle vor, denen man nur mal ordentlich in den Hintern treten musste, damit sie wieder funktionierten, und endlich lernten, den Müll runter zu tragen. Natürlich versuchte sie es immer erst einmal mit Liebe, indem sie dem Klang des Motors lauschte. Meistens konnte sie so schon erkennen, welche der vier Zylinderkopfdichtungen durchgebrannt war.
Doch in jedem Fall wusste Ruth immer, was zu tun ist.
Anders verhielt es sich beim Menschen. Was sollte man tun, wenn der eigene Freund morgens beim Frühstück mitten im Satz innehielt, nach vorne klappte und mit dem Gesicht voll auf dem Salamibrötchen landete?
Ruth war sofort aufgesprungen und hatte versucht, den Notruf zu erreichen, doch es gab Momente im Leben, in denen sich einfach alles im Universum gegen einen verschwor, denn natürlich war der Akku ihres Smartphones leer und das Ladekabel nirgends zu finden. Und selbstverständlich hatte Björn vor einem Monat den Festnetzanschluss gekündigt, weil sie dringend Geld sparen mussten und keiner von ihnen auf das Netflix-Abonnement hatte verzichten wollen. Und wie es der Zufall wollte, waren alle Nachbarn im Haus bereits auf dem Weg zur Arbeit.
Also tat Ruth das einzige, was ihr einfiel: Sie holte aus der Abstellkammer den 19er-Schlüssel und …

Davids Bücherregal – „Schilf“

Irgendwie sticht mich zur Zeit der Hafer nicht so recht. Die Muse möchte nicht küssen. Ich komme einfach nicht zum Schreiben. Also dachte ich mir, ich schreibe einfach mal über die Bücher anderer Leute. Wie gewohnt habe ich mir ein viel zu hohes Ziel gesteckt: Jeden Sonntag möchte ich wahllos ein Buch aus meinem Bücherregal vorstellen. Gut, ganz so wahllos sollte es nicht ablaufen, denn dann bestünde die Gefahr, dass ich drei Wochen hintereinander was von King oder Crichton präsentiere. Aber eben so halbwahllos. Anfangen möchte ich mit Juli Zehs „Schilf“.

Erzählt wird die Geschichte zweier Physiker – Sebastian und Oskar – die unterschiedliche Ansichten zum Thema „Vielweltentheorie“ haben. Sebastians Sohn wird entführt und er erhält den Auftrag den Kollegen seiner Frau zu töten, wenn er sein Kind gesund wieder haben will.
Besagter Kollege trägt den Namen Dabbeling und liebt den Radsport. Irgendwie hatte ich beim Lesen des Buches immer Ted Buckland aus Scrubs vor Augen. Sebastian arrangiert einen Radunfall, den Herr Dabbeling nicht überlebt. Anschließend wartet er weiterhin auf die Befreiung seines Sohnes, rammt sich zwischendurch eine Gabel ins Bein und wird im weiteren Verlauf der Geschichte vom krebskranken Kommissar Schilf überführt.
Genauer gesagt ist bereits Seite 185 (von 381) überschrieben mit „Fünftes Kapitel, in dem der Kommissar den Fall löst, ohne dass die Geschichte deshalb zu Ende wäre.“
Das der Mord nur aufgrund einer phonetischen Ähnlichkeit verübt wurde, tut der Geschichte keinen Abbruch. Das liegt vor allem daran, dass das Buch ein wirklich spannendes Thema hat („Das Wesen der Zeit“) und in schöner Sprache erzählt wird („Vielleicht ist ‚Berührt, geführt‘ weniger eine Schachregel als eine Charakterfrage, dachte der Kommissar, denkt der Kommissar.“)
Von mir erhält das Buch glatte 9,5 von 3 Sternen. Lesen Sie selbst…

Hermann liest

Irgendwie habe ich gerade genug vom Schreiben. Also lese ich. Und zwar alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Mit Lutz quatsche ich über Gelesenes. Damit die Welt etwas davon hat, haben wir es aufgezeichnet. Das erwähnte Gewinnspiel läuft noch bis einschließlich 29.05.2020. Viel Spaß mit der Folge. Die Antwort auf die Quizfrage bitte in die Kommentare.

Das Geschäft mit der Hoffnung

Passend zu Ostern gibt es eine Geschichte über Gott. Wahrscheinlich ist sie theologisch nicht sonderlich durchdacht. Vielmehr geht sie mal wieder auf eine Titelvorgabe durch den lieben Lutz zurück. (Buchupdate: Die unlektorierte Fassung Nr. 1 ist jetzt zu 36 % überarbeitet. Es geht voran.)

Jeden Tag kamen sie in Scharen zu ihm. All die Mühseligen und Beladenen, all die kleinen Kinder mit ihren kranken Katzenbabys und all die Menschen ohne Essen und Trinken. Jeden Tag schrien sie zu ihm hinauf, jeder in seiner Sprache. Doch Gott wollte das alles nicht mehr hören. Schon lange nicht mehr. Er hatte sich noch nie als den gesehen, den die Menschen in ihm sahen: Einen alten Opa, zu dem man kommt, wenn es einem nicht gut geht und der einem ein Lutschbonbon gibt, damit man wieder lächelt.
Gott sah sich vielmehr als Beobachter. Nicht nur von außen, sondern auch von innen. Schließlich war er ja mehrere Male auf die Erde gegangen und hatte als Mensch gelebt. Dabei hatte er ihnen doch gezeigt, dass sie sich selbst helfen konnten, wenn sie auf einander achteten. Doch irgendwie war der Teil seiner „Botschaft“, wie manche Leute gerne sagten, verloren gegangen.
Stattdessen kamen sie nach wie vor in Scharen.
Gott wollte sich schon griesgrämig von der Welt, die er erschaffen hatte, abwenden, als ihm die rettende Idee kam: Das Stichwort lautete Hoffnung. Er würde die Menschen hoffen lassen. Und zwar alle Menschen, auch diejenigen die schon gelebt hatten. Hoffnung würde sich für die Menschen anfühlen wie eine sanfte Hand, die sie über die Wange streichelt.
Jetzt konnte der Hungernde hoffen, er würde gesättigt. Der trauernde konnte auf ein Wiedersehen in einer anderen Welt hoffen. Der Arme konnte hoffen, jemand gäbe ihm Geld. Und Gott hatte endlich seine Ruhe. Seit Äonen mal wieder Zeit für sich, kein Klingeln im Ohr, keine Probleme.
Bis es an der Tür klingelte. Gott machte neugierig auf, da er keinerlei Besuch erwartete. Draußen stand Luzifer, den Mantel nass vom strömenden Regen.
„Darf ich reinkommen, Gott?“, fragte er und Gott ließ ihn ein.
„Was willst du? Hast du in deiner Welt nichts mehr zu tun?“
„Nein, nein, das ist es nicht“, versicherte Satan. „Ich wollte mich nur bei dir bedanken.“
„Wofür?“
„Na, für die tolle Idee mit der Hoffnung. Ich habe sie natürlich direkt in meiner Welt ausprobiert und du wirst nicht glauben, was das alles verändert hat.“
Satan setzte sich auf das Ledersofa und sah zum Fenster raus. Unten auf der Erde sah er mit seinen Adleraugen einen kleinen Lichtblitz.
„Da“, rief er erfreut, „jetzt fangen sie bei dir auch an!“
Gott ging zum Fenster und starrte angestrengt hinaus.
„Womit fangen sie an?“
Doch, noch ehe er die Frage zu Ende ausgesprochen hatte, wusste er, was Satan meinte. Er sah Explosionen und wild schreiende Mütter mit ihren Kindern davonlaufen.
„Was zum Teufel…“, presste er heraus und verstummte, da er an seinen Gast dachte. „Oh, entschuldige Bitte. Ich wollte deinen Namen nicht missbrauchen.“
„Schon gut. Aber siehst du, was ich meine? Es gibt doch tatsächlich Spinner dort unten, die in anderen Spinnern die Hoffnung wecken, sie kämen in eine Art Paradies, wenn sie sich und andere Menschen in die Luft jagen.“
„Das ist nicht gut.“ Mehr sagte Gott nicht.
„Das ist doch fantastisch!“, jubelte Satan und schlug sich vor Lachen mit den Händen auf die Schenkel. „Stell dir doch nur mal vor, wie die sich fühlen, wenn sie merken, dass sie sich umsonst in die Luft gesprengt haben. Zum Brüllen ist das!“
„Na, deinen Humor möchte ich haben. Sie werden gar nix fühlen, weil sie dann ja tot sind. Aber ihre Hinterbliebenen werden Trauer und Schmerz fühlen. Und dann kommen sie doch wieder zu mir. Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen.“
„Tja, es ist gar nicht so einfach, sich um eine Welt zu kümmern, nicht wahr Gott?“
„Da hast du recht, Satan.“ Gott stand immer noch am Fenster und jetzt liefen ihm Tränen über die Wangen. „Aber ich habe mich an diese Welt gewöhnt. Ich will nicht, dass sie vor die Hunde geht. Ich denke, ich krieg das wieder hin, wenn ich mich mal ernsthaft um die Welt kümmere.“
Gott steigerte sich aus seiner Traurigkeit in einen Tatendrang hinein. Er spürte ein Kribbeln am ganzen Körper und ahnte nicht, dass es Hoffnung war.

Ende

Nicht vergessen!

Totaler Nonsense. Blitzeinschlag in mein Autorenhirn.

Rumms. Oskar landete ungebremst auf dem Hintern. Er bildete sich ein, spüren zu können, wie – begleitet vom Ticken der Uhr – auf seiner Stirn ein großes Horn wuchs. Vorsichtig befühlte er mit der Hand seinen Kopf. Wenigstens spürte er kein Blut, soviel war ihm erspart geblieben. Stattdessen glaubte er, einen Abdruck der Verzierungen der großen alten Standuhr zu ertasten.
Die Uhr war ein Geschenk seines Großvaters gewesen und stand seit Jahren links an der Wand, gegenüber der Badezimmertür. Nur diese Nacht befand sie sich auf einmal mitten im Gang. Der Hausgeist hatte die Uhr umgestellt.

Ende

Mut und Torte

Zuletzt vergaß ich vor lauter Corona-Aufregung tatsächlich, einen Text online zu stellen. Momentan komme ich vor lauter Lesen kaum zum Schreiben. Irgendwann zwischen Homeschooling und Waldspaziergang entstand der folgende Text. Viel Spaß beim Lesen. Bleib zuhause und gesund!

Es war kein Paukenschlag, der Richard Mayer vollends aus dem Gleichgewicht brachte, auch keine Weltbewegende Nachricht über irgendeine neue globale Krise, ja nicht einmal eine persönliche Nachricht, etwa über den plötzlichen Tod eines guten Freundes, sondern lediglich ein lilafarbener Postitzettel, der da an seinem Monitor klebte. Ein Postit mit der Aufschrift „BITTE INS BÜRO VOM CHEF KOMMEN“.
Mayer war schon des Öfteren zum Chef zitiert worden. Und jedes einzelne Mal hatte er den Schwall wütender Worte über sich ergehen lassen. Jedes Mal hatte er sich wieder und wieder sein Mantra aufgesagt, dass einen alles nur abhärte und er gestärkt aus jeder Krise hervorgehen würde.
Mayer war geübt darin, sich abzuhärten. Strampelte er sich doch schon seit Jahren ab, wie ein Ertrinkender im Ozean. Tag für Tag arbeitete er Berge von Akten ab, und Tag für Tag türmten sich neue Berge vor ihm auf, entstanden durch die Plattentektonik der Abteilung K – Q, und Mayer nahm auch diese Berge in Angriff. Zum Ausgleich ging er jeden Tag eine Stunde schwimmen, forderte seinen Körper, der doch all diese Anstrengungen zu bewältigen hatte. Abend für Abend legte Mayer sich mit einer Schmerztablette und seinen Vitaminpräparaten ins Bett, las einige Kapitel in einem Buch und schloss um Punkt elf Uhr die Augen, nur um am nächsten Morgen erneut in das Mühlrad einzutreten.
Mayer stellte sich sein Leben manchmal vor wie einen endlosen Korridor, von dem unzählige Türen abzweigten in andere Leben. Doch alle Türen waren verschlossen. Manchmal klopfte er an eine der Türen an, doch immer eilte er weiter, im weiter, so dass er nie mitbekam, ob jemand öffnete.
Heute Morgen hatte der Korridor in Flammen gestanden. Schon auf dem Weg ins Badezimmer hatte Mayer die vielen ungelesenen Nachrichten auf seinem Smartphone gesehen. Während des Frühstücks hatte er sie der Reihe nach beantwortet, doch noch ehe er das Haus verlassen hatte, waren schon drei neue Nachrichten eingegangen. Als er in der Firma angekommen war, waren es bereits 27. Mayer schaltete seinen Rechner ein und las jede einzelne Nachricht durch. Nachdem er alle beantwortet hatte, ging er zum Kaffeeautomaten. Auf dem Weg dorthin sah er bereits den Stapel an Akten und Ordnern, den irgendjemand in der Firma auf ihn abgewälzt hatte. Mayer stöhnte geräuschvoll auf. Er dachte, wie schön es wäre, einfach einmal für eine Woche nichts zu tun. Einfach einmal die Füße hochzulegen und der Stille zu lauschen. Doch dann kam ihm in den Sinn, dass sich in dieser Woche ein Aktenberg an seinem Schreibtisch auftürmen würde, so hoch wie der Himalaya. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als immer weiter zu strampeln. Akten, Schwimmen, Schmerztablette. Jeden Tag den Korridor entlang laufen und sich gelegentlich ausmalen, was sich hinter der einen oder anderen Tür verbergen mochte.
Als Mayer vom Kaffeeautomaten zurückkam, fand er besagten Klebezettel vor. Sofort wurden seine Knie weich. Er stellte den Kaffee ab und ließ sich auf den rückenschonenden Bürostuhl fallen. Es war nie gut, wenn man vom Chef gerufen wurde. Mayer nahm den Zettel und betrachtete ihn genauer. Die Handschrift musste die der Chefsekretärin sein. Eine Zwanzigjährige, die der alte Franke nur eingestellt hatte, damit er ihr auf den knackigen Arsch starren konnte. Mayer atmete noch einmal tief durch, dann stand er auf. Es half ja doch nichts.
Er trottete zum Aufzug und fuhr nach oben in die Chefetage. Auf dem Weg dort hin ertappte er sich dabei, wie er die leise Melodie der Fahrstuhlmusik mitsummte. Sofort hielt er inne. Er musste sich jetzt konzentrieren. Was konnte Franke bloß von ihm wollen? Erledigte er seine Arbeit nicht ordentlich genug? Hatte sich ein Kunde über ihn beschwert? Oder vielleicht eine Mitarbeiterin? Sollte er gar gefeuert werden? Das Klingeln des Aufzugs riss ihn aus seinen Gedanken. Die Tür öffnete sich. Er war da. Nur noch wenige Meter trennten ihn von Frankes Büro.
Mayer ging mit vorsichtigen Schritten auf die Bürotür zu. Der Vorraum war leer, die Sekretärin nirgends zu sehen. Am Rand seines Gesichtsfeldes verschwamm die Einrichtung. Mayer glaubte jetzt unzählige Türen zu erkennen. Er war in seinem langen Korridor gefangen. Hinter jeder der Türen wartete ein anderes Leben. Was sich wohl hinter dieser Tür verbarg? Oder hinter jener? Mayer wollte gerne anklopfen und nachsehen, doch am Ende des Korridors wartete Frankes Büro, in dem ihm mit Sicherheit verkündet würde, er sei den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen, sei zu alt, man müsse ihn leider entlassen.
Dann wäre er das erste Mal seit Jahren ohne Job. Ohne Druck. Frei.
Er wäre frei. Dann könnte er endlich hinter all die Türen sehen, das Leben leben, aufhören zu strampeln und endlich Boden unter den Füßen spüren. Er könnte…
Mayer hatte die Tür erreicht. Er klopfte an und trat ein.
Ah, schön Sie endlich zusehen, setzen Sie sich doch, wie geht es Ihnen heute…
Er wäre frei. Könnte Leben.
Wir sind sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit und möchten Ihnen gerne einen Posten in leitender Funktion anbieten, damit sie sich noch mehr in die Firma einbringen können.
Noch mehr einbringen, noch mehr Akten wälzen, noch mehr strampeln.
Mayer hatte keine Lust mehr auf all den Trott, die Routine, das allmähliche Dahinvegetieren. Er wollte endlich FREI SEIN. Wieso ließen sie ihn nur nicht? Musste er etwa darum betteln? Er würde es tun, er würde betteln, wenn sie ihn dann nur endlich gehen ließen. Er würde…
Auf dem Schreibtisch stand ein Teller mit einem Stück Sahnetorte. Ganz oben auf der Torte thronte eine Kirsche.
Wäre das nicht die Gelegenheit?
Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr wir uns darüber freuen, Sie hier oben bei uns begrüßen zu…
Mayer nahm die Torte und klatschte sie Franke ins Gesicht. Danach lief er lachend aus dem Büro. Draußen gab er der jungen Sekretärin einen Kuss auf den rotgeschminkten Mund. Dann wandte er sich um und rannte den Flur entlang. Unterwegs klopfte er an jede Tür. Klopfte und lauschte. Klopfte und lauschte und lebte sein Leben.

Ende

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